Der ICE schaukelt mich durch die Republik in eine Gegend, die ich sonst nur vom Durchfahren kenne. In der viel von „Heimat“ geredet wird. Die uns einen „Heimat“-Minister beschert hat. Und dessen „Heimat“-Definition nicht zu meiner Vorstellung dazu passt.
Der ICE schaukelt mich durch die Republik und ich schaue den Leuten beim Leben zu. Rausche mit 200 km/h an ihnen vorbei, ein kurzer Aufblitzer ihrer Existenz. Jungs, die einen Fußball durch eine enge Gasse kicken, ein Typ, der mit seinem Hund am Bach entlangläuft, ältere Damen beim Nordic Walking, man sieht wie sie laut lachen. Viele Menschen in Autos, auf dem Weg ins Wochenende. Schön ist’s hier. Kalt sieht’s aus. Das Gras glitzert vom gefrorenen Raureif. Wie gemalt. Ganz anderes Licht.
Ich gucke gerne Menschen beim Leben zu, stelle mir ihre Geschichten vor, frage mich oft, wer da so wohnt. Und vor allem: Warum? Wie trifft ein Mensch die Entscheidung, dass er sich jetzt hier niederlassen will? Es sind ja nicht alle so wie ich und folgen dem Job, wohin er sie treibt.
Manchmal beneide ich diese Unbekannten, aus deren Leben ich einen Sekundenausschnitt gesehen habe. Sie wirken alle sehr „zu Hause“.
Ich lebe seit 14 Jahren praktisch aus dem Koffer. Fast mein halbes Leben. Mal hier mal da und wieder zurück. Klar hab ich meine Heimat, das Land zwischen den Meeren, ungeschlagen. Aber ob ich da wieder dauerhaft leben wollte? Könnt ich gar nicht sagen.
Heimat, das sind irgenwie auch Menschen. Und die habe ich in der Heimat kaum noch. Überall verstreut auf drei Kontinenten habe ich meine Menschen. Ich war noch nie ein soziales Wesen. Über meine Herzensmenschen bin ich immer irgendwie und irgendwo zufällig gestolpert. Gezielt Netzwerke schaffen, Freundschaften schließen – da bin ich nicht gut drin. Am Ende fühl ich mich immer wie ein Fremdkörper.
Und so guck ich weiter anderen beim Zu-Hause-Sein zu und stell mir vor, wie’s is…
Das klingt etwas traurig. Und ist mir einigermaßen bekannt.
Ich wünsche dir, dass du eines Tages deine „Heimat“ finden wirst. Ich hab es schließlich auch geschafft.
Liebe Grüße
C. 😘
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Tscha, irgendwo muss dummerweise auch das Essen herkommen… Nur meine Idealvorstellung von Heimat und die Idealvorstellung von Job beißen sich ein bisschen.
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Ich kenne viele Menschen, die den Ort, an dem sie groß wurden und an dem ihre Familie lebt – ihre Heimat, wenn du so willst – zum Teil weit hinter sich gelassen haben oder lassen mussten.
Aber dennoch reden die allermeisten von ihrer Heimat als ihrer Heimat.
Das klingt bei dir irgendwie anders. Irgendwie … verbittert. Oder täuscht mich das?
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Dass is schon meine Heimat, ich werde immer sagen, dass ich da herkomme. Auch wenn man mich das fragt: Ich sage immer zuerst, wo ich herkomme und dann, wo ich grad wohne.
Ich fühl mich auch wohl, wenn ich mal in der Heimat zu Besuch bin, aber ich bin mir nicht sicher, obs mir nicht zu eng geworden ist, mittlerweile.
Manchmal hätt ich schon gern einen Ort, an dem ich (wieder) Wurzeln schlagen kann, aber ich find auch immer das Haar in der Suppe 😉
Das hat nichts mit Verbitterung zu tun, ich bin einfach ein ruheloser und etwas grummeliger Geist.
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Über Haare in der Suppe könnte ich dir Romane erzählen, wenn es um das kleine Stück Felsen im Meer geht, das ich seit fast 5 Jahren meine Heimat nenne.
Es gibt so vieles, das mir hier fehlt. Aber nie im Leben möchte ich je wieder woanders meine Wurzeln in die Erde graben müssen…
Aber weißt du, wenn sie hier in der Nähe mal ein richtig gutes Opernhaus bauen würden… DAS wäre toll… 😅
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Da müsste sich nur ein Gönner finden lassen 😉
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Willkommen im Club, Nummer 2.656 😂😂😂
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Ich muss übrigens dazu sagen: Ich werde immer furchtbar melancholisch, wenn ich mitm Zug fahre. Weiß der Geier, warum.
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Mitm Zug fahren und mit über 200 km/h durch die Gegend donnern sind ja aber nun zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben… 😂😂😂
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ist bei der Bahn selten, aber kommt vor 😉
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Ich lobe mir doch sehr die max. 10 Knoten meiner Lady of the Isles… 🙄
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Sei froh, dass diese Menschen in diesen seltsamen Orten leben, dann musst du es nicht tun und hast genug Platz auf dem platten Land 😉.
Es spricht doch nichts dagegen nicht an einen Ort gebunden zu sein und dieses Heimatgefühl nicht immer nachvollziehen zu können. Viel Vergnügen im Süden der Republik bei diesen ungehobelten Menschen, die ständig Grüssen, wenn sie nicht in einer Grossstadt sind 😉
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Also, ich kann bestätigen, hier in der Großstadt sind sie sehr, sehr unfreundlich. Und grummelig. Da lob ich mir die gute Laune der kleinen Provinzstadt.
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In Bayern gibt es keine Großstadt. Maximal Großdörfer. Mir gefällt es so aber ich bin immer wieder fasziniert von den Unterschieden zu z B Frankfurt oder Berlin
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Naja, ich finde München schon recht urban. 😉
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Das kommt mir sehr bekannt vor.
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früher dachte ich das ich mal eine heimat hatte, dann zog ich beruflich weg und hatte kein heimweh. bis heute (nach ca 15 umzügen und fast 15 jahren zeitspanne) habe ich auch kein gefühl für heimat. ich lebe gerne in hamburg, bin aber genauso gerne in der welt unterwegs. ich glaube dank dir komme ich gerade ins grübeln, wo ich hingehöre.
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Naja, ich denke schon, dass Heimat etwas mit den Menschen zu tun hat? Ich habe mal für das Studium meine norddeutsche Heimat verlassen und mich im Süden versucht. Dort bin ich aber nicht wirklich warm geworden mit den Ureinwohnern. So hat es mich wieder in meine alte Heimat gezogen…
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