Der große Häuptling gewährte mir in seiner großen Güte und Gnade eine Sonderregelung, mit der ich bis Ende Juli im Home Office bleiben darf. (Was genau im August an der Situation so anders sein soll – außer dass die Ansteckungsgefahr NOCH ein bisschen größer ist, so wie die Dinge laufen – weiß ich auch nicht so genau.) Er tat das natürlich nicht ohne ekelhafte Großkotzigkeit, sonst wäre er nicht großer Häuptling. Er wolle „die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, darauf hinzuweisen“, dass er in keiner Weise verpflichtet ist, mir das in seiner großen Güte und Gnade zu gewähren. 🤢 Und das alles in einer Mail, der man anmerkte, dass er eigentlich gar nicht mehr so genau weiß, wer ich bin. Weil wir uns genau einmal gesehen haben, weil meine Anwesenheit in der Redaktion bisher kein Stück notwendig war, aber ich denke, bis nächsten Sonntag werden sich dringende betriebliche Gründe manifestiert haben, deretwegen ich UNBEDINGT da sein muss.
*Scrollt durch Stellenanzeigen*
Derweil höre ich, dass das Haus mit dem Blick auf den Pazifik und die vorbeiziehenden Wale und den krächzenden Langschnabelsittichen oben an den 383 Stufen verkauft werden soll. Es ist wie ein zweiter Verlust nach dem Verlust des Home Office. Dass mir dieser wunderherrliche, inspirierende Ort für mich verloren gehen soll.
Besonders fies ist eigentlich, dass ich mir das sogar fast leisten könnte. Abgesehen davon, dass es für Ausländer nicht ganz einfach ist, Grundstücke in Chile zu kaufen: Moarrr. Geht schon allein wegen der Katze nicht. Und: Das Geld, mit dem ich für eine Weile wie die Bohemienne leben könnte, als die ich mich dort sehe, wäre dann futsch.
Und dann denke ich: Alte, du hast dieses Geld auf Kante, schmeiß doch den Quatsch hin und überleg dir zwei Jahre lang was Besseres! Du kannst immerhin drei Sachen, die andere nicht können. Immerhin haben diese Skills dir im letzten Monat zwei kleinere Projekte nebenher eingebracht, für die die Auftraggeber zu doof waren und die ich mit einer halben Stunde Arbeitsaufwand geklärt habe – und mit denen ich mir allerhand Chichi gegönnt habe, den ich sonst erstmal nicht angeschafft hätte.
Und dann kommt die Stimme der Vernunft und sagt: Und wenn dir nichts Besseres einfällt? Passiert ja schon seit Jahren nicht. Und diese Jobs fallen gelegentlich vom Himmel, zuverlässig beschaffen kannste dir das nicht.
Ich bin ein fucking millenial snowflake und ich will mich bitteschön auf ganz hohem Niveau beklagen und dass gefälligst meine Bedürfnisse beachtet werden und mein Bedürfnis ist halt grad Home Office, kann doch nicht so schwer sein!
Mimimi.
Und wieso nicht einfach machen? Wieso nicht einfach kaufen? Vielleicht noch einen Teil finanzieren?
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Das Problem ist: wie verdiene ich da Geld?
Und die Katze?
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Warum nehmen wir Deutschen immer das Thema, wie verdiene ich als Grund, etwas nicht zu tun?
Meisterns findet sich die Antwort in meinen Augen irgendwann und mit Internet kann man über all arbeiten.
Starlink ist inzwischen nicht so schlecht ausgebaut
Katze ist dann ein anderes Thema.
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Zugang zum Internet ist nicht mehr so das Thema, Zugang zu was zu essen eher.
Tatsächlich ist die Katze derzeit der Hauptgrund, es nicht zu tun.
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Ich denke, du interpretierst zu viel in die Chef-Mail rein: dem geht es in erster Linie darum, dass du nicht einen arbeitsrechtlich durchsetzbaren Anspruch auf Home Office bekommst – that’s it.
Ansonsten möchte ich Pforte 3 vorschlagen: du legst (bekannt eloquent und in Textform) dar, dass dein Tschobb sich bestens vom heimischen Sofa erledigen lässt und dass du den Eindruck hast, dort deutlich produktiver zu sein. Sollte die Firma das anders sehen, dann sei um Hinweis gebeten, und du würdest dir dann natürlich sofort und ohne Umstände was anderes suchen und sie nicht mehr mit deiner Abwesenheit belasten.
… ab da hättest du dann besagte zwei Jahre, aber vielleicht kommt es ja erst gar nicht so weit. 😉
Gut Lack!
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