Mein Papa riet mir nach dem ganzen Drama bei der Arbeit zu einem Urlaub auf Rezept. Einfach mal Abstand nehmen, in mich gehen, nachdenken.
Weil ich mich in der Tat in einem emotionalen Chaos befinde und überhaupt keinen klaren Gedanken fassen kann, tappte ich am Montag zum Doc und schilderte ohne groß zu übertreiben meine Wehwehchen.
Und je länger ich sprach, desto mehr fiel mir ein. Der Schwindel, die Atemnot, die ständigen Kopfschmerzen, die Bauchschmerzen, die Übelkeit, der Haarausfall, der Hautausschlag, das Zähneknirschen, der verkrampfte Nacken, die allabendliche Schlaflosigkeit…
Die Ärztin ließ zig Liter Blut abzapfen und verordnete zwei Wochen wegfahren. Eine davon an nix denken, in der zweiten dann den Plan B entwerfen. Und bei Bedarf wiederkommen.
Das mit dem an nix denken is schon mal gescheitert. Richtig wegfahren lohnt sich nicht, weil ich am Samstag Flauschige-Tiere-Kurs habe und gerade eine Einheit, die ich auf keinen Fall verpassen will. Und ein Kurztrip ist mir im Moment zu anstrengend (was zeigt, wie ausgelaugt ich tatsächlich bin).
Und so lungere ich nach fast vier Jahren zum ersten Mal mehrere Tage am Stück ohne Verpflichtungen in dieser Stadt rum.
Und ich bin ja so gestresst. Ich muss, ich muss, ich muss. Endlich dieses tun, endlich jenes tun. All die Dinge, die ich immer aufgeschoben habe, weil neben der Arbeit und dem Unterwegssein keine Zeit und keine Kraft mehr waren. Das Großreinemachen, der Papierkram, der Behördengang, der Anruf, was muss ich alles bedenken, wenn ich kündige und umziehe, und à propos, ich muss mich bewerben, bewerben, bewerben. Die üblichen Ausreden gelten nicht mehr. Zwei Wochen sind gar nichts. Ich muss, ich muss, ich muss.
Nebenbei habe ich permanent ein schlechtes Gewissen. Ich fühl mich halt wie ein Schwänzer. Schließlich bin ich ja nicht wirklich krank. Die Schmerzen, die Erschöpfung, das is doch Normalzustand.
Einfach in der Sonne liegen und ein Buch lesen, das muss ich mir erstmal zugestehen. Erst, wenn das, das und das erledigt sind! Und dann auch nur mit einem Lehrbuch.
Und dann versacke ich doch wieder vor dem Internet und verliere die Geduld mit mir, weil ich ja schon wieder nix auf die Kette krieg!
Ich stehe stärker unter Strom als an jedem Arbeitstag.
Heute zog ich die Reißleine und setzte mich in den Zug gen Pampa. Gegend, Gegend, Gegend. Sonne. Noch mehr Gegend. Tiere, lebende und plüschige. Sonne und kühles Wasser an den Füßen.
Schön.
Nun sitz ich hier und muss schon wieder. Hab einen ganzen Tag verloren. Ich blöde Kuh.
Reif für die Klapse.