Die freudige Überraschung (dass ich DAS mal sagen würde): Nach vielen Monaten menstruiere ich mal wieder. Ich denke: Endlich das Ende der schlechten Laune in Sicht. Dann legen mich die Krämpfe aufs Kreuz. Ibuprofen und Kaffee sind mein Freund. Oder auch nicht. Würg. Ich taumle dumpf und grün um die Nase zur Arbeit.
Der Chef bittet mich und den Kollegen S. zum Gespräch.
„Ich habe Sie zu zweit hergebeten, damit sich nicht einer in die Ecke gedrängt fühlt“, sagt der Chef. Und alles war klar.
Das Büro ist eng und muffig, der Hund ist nass und muffig, der Chef ist starker Raucher und muffig. Schlimm genug, aber wenn ich meine Tage habe, vervielfacht sich mein Geruchssinn und wo ist eigentlich der Mülleimer in den ich kotzen kann??! Urks.
Der Chef schwafelt darüber, wie die Arbeit in der Redaktion künftig verteilt werden soll und wer da welche Rolle spielen soll, natürlich auch die Frau S. – i.e. die Unperson! Mein Kollege S. und ich schweigen eisig.
„Zuallererst“, sagt der Chef, „möchte ich sagen, dass ich nie mit der Frau S. geschlafen habe, ich habe sie auch nie angefasst.“
…
…???
…!!?!?!
S. und ich schweigen und WO IST EIGENTLICH DER MÜLLEIMER??? Würg.
Frau S. habe sein volles Vertrauen, sagt der Chef, er wisse, was sie könne und er habe sich das SO toll vorgestellt, als er sie eingestellt habe, aber jetzt seien die Umstände ja so, dass die Stelle ja im Grunde nutzlos sei.
ACH. Und: nein, nein, nicht die Stelle, die FRAU.
S. und ich schweigen. Mir ist wirklich sehr, sehr grün um die Nase.
Der Chef fährt fort: Die Frau S. müsse ja auch lernen, wie man dies und jenes mache, unter anderem das mit dem Internet. (Längerer Blick auf mich – mich hatte er gebeten, ihr das zu zeigen. Ich hatte aus meiner Ablehnung keinen Hehl gemacht, ihr aber alles laut zähneknirschend gezeigt. Ihr gesagt: Man muss das üben, am besten täglich, wenn du Fragen hast, weißt du, wo du mich findest. Sie hat mich nie was gefragt… Und auch keinen Online-Kollegen.)
Sie stelle eben auch immer wieder fest, dass man ihr mit einer Sprachlosigkeit begegne und das sei ja nicht konstruktiv, sagt der Chef.
S. explodiert und erklärt, was er alles nicht konstruktiv findet. Der Chef verteidigt sich und meint, als Chef dürfe man das halt. Sehr konstruktiv.
Ich überlege, ob ich in den Hundenapf speie. Der arme Wauz. Ich halte mir die Hand vor den Mund.
„Gut“, sagt der Chef und guckt in die Runde. „Frau Fragezeichen sieht nicht so glücklich aus.“
Ich gucke hoch, stehe auf und greife wirklich nach dem Mülleimer.
„Mir gehts nicht so gut“, nuschle ich und verlasse fluchtartig das Büro.
War alles wieder sehr konstruktiv!